Jeder, der Taijiquan praktiziert, kennt die Geste « faul den Mantel binden ». Sie hat eine über 1000-jährige Geschichte, bereits Millionen von Menschen durchdrungen, wurde transformiert und überliefert, bis ihre faszinierende Reise durch die Zeit ihren Weg zu uns gefunden hat – was für ein Wunder.
Rundblick nach Ursprung und Sinn
Es gibt eine kursierende These, die seit 1935 von Tang Hao 唐豪 verbreitet wurde.
1. Zitat von Tang Hao:
„Die Menschen in der Gesellschaft der Ming-Zeit trugen lange Gewänder und banden diese an der Taille fest. Während des vorführens der Kampfkunst musste man die langen Gewänder aufrollen und unter dem Gürtelband verstauen, so dass beim Schritt in Bewegung Tritte ausgeführt werden konnten. Der Qi-Klan 戚 [1] hat das im « Faustkampf-Kanon » Quan Jing 拳經 als Geste an erster Stelle festgehalten.
Bei « faul den Mantel binden » Lan Zha Yi 懈扎衣 zieht die linke Hand die Kleidung heran und stopft sie auf der Rückseite unter das Gürtelband. Die rechte Faust steigt waagerecht nach oben und verläuft rückwärtig, die Augen schauen in die linke vordere Richtung. Die Geste Lan Zha Yi bezeichnet also jemanden, der die Kleidung an der Rückseite unter das Gürtelband gestopft hat, nahe zum Feind steht und mit dieser Geste die Herausforderung annimmt.“ [2]
左 Kennzeichnet die linke Seite – Lan Zha Yi nach Qi Ji Guang
2. Zitat von Tang Hao:
„Die Dinge, welche General Qi Ji Guang 戚继光 im Militär der Ming Dynastie einführte und absorbierte, sind spezifisch aus der Yuan- bis hin zur Song-Dynastie und des von Kaiser Song Tai Zu 宋太祖 [3] stammenden « 32 Gesten Langfaustboxen » San Shi Er Shi Chang Quan 三十二勢長拳 entliehen.“ [4]
Die heutige Praxis fast aller Taijiquan-Schulen weist jedoch eine Diskrepanz auf, denn die Schulen haben praktische Anwendungen für Lan Zha Yi anzubieten. Unsere These hingegen stellt Lan Zha Yi als eine Art „vorbereitende Geste“ (wie heute Yu Bei Shi 预备势) dar, ohne dabei eine konkrete praktische Anwendung anzubieten.
Während der Ming-Dynastie:
Der Quan Jing « Faustkampf-Kanon » von General Qi Ji Guang aus der Ming-Zeit basiert auf einem Katalog von 32 Gesten. Dieser wird über seine Familientradition als « Qi-Klan Faustkampf-Kanon » Qi Shi Quan Jing 戚氏拳經 weitergegeben.
In seinem Militärhandbuch « Alt imitiert neu Aufgeschrieben » Ji Xiao Xin Shu 計較新書 werden jedoch nur 24 dieser Gesten für die militärische Ausbildung seiner Soldaten aufgeführt. Lan Zha Yi steht in beiden Schriften an erster Stelle. Das unterstützt die Idee, es könnte sich lediglich um eine „vorbereitende Geste“ handeln.
Die 32 Gesten sind kein festgelegter Formenablauf. Bei einem Katalog mit einzelnen Gesten, bei dem die Bewegungen in beliebiger Reihenfolge zur Körperertüchtigung ausgeführt werden können, ist nicht zwingend ersichtlich, warum eine an erster Stelle stehende „vorbereitende Geste“ erforderlich wäre. Das Aufkommen von festgelegten Formen begann in der Ming-Dynastie und basierte häufig auf den Inhalten des Katalogs mit den 32 Gesten. Die Reihenfolge, Ausführung, Anwendbarkeit und Wiederholungen wurden bei der Erschaffung der Formen festgelegt und überliefert.
Das Lan Zha Yi von General Qi Ji Guang, inklusive seiner 32 Gesten, stammt ursprünglich vom ersten Kaiser der nördlichen Song-Dynastie, Song Tai Zu 宋太祖 (960-976) [5]. In der Schrift « Alt imitiert neu Aufgeschrieben » aus der Ming-Zeit wurden Anpassungen vorgenommen, wie die Hinzufügung des Zeichens Yi 衣 für « Mantel/Robe », das zuvor nicht enthalten war. Es scheint konfus, dass dieses Zeichen erst 600 Jahre später in die Namensgebung eingeflossen ist.
Während der Song-Dynastie:
Die Geschichte des « 32 Gesten Langfaustboxen » wird erstmals in der nördlichen Song Dynastie (960-1127) dokumentiert. Der erste Kaiser der Song-Dynastie, « Tai Zu », schrieb 32 Gesten für die Ertüchtigungen seiner Soldaten nieder. Bereits in der vergangenen Hou Zhou 后周 « späteren Zhou Dynastie » (951-960) [6], war er als rumreicher General unter seinem Geburtsnamen, Zhao Kuang Yin 赵匡胤 bekannt. Seine Familie hatte seit Generationen in zivilen und militärischen Bereichen öffentliche Ämter bekleidet.
Daher dürften die direkten Wurzeln der Kampfkunst der Familie Zhao 赵 in der Zeit der fünf Dynastien (907–960) oder sogar in der Tang Dynastie (618-907) zu finden sein. Aufgrund dieser Vorgeschichte gibt es die folgenden Bezeichnungen für das gleiche « Langfaustboxen »:
- 宋太祖長拳 Song Tai Zu Chang Quan « Song Tai Zu Langfaust Boxen »
- 趙家拳 Zhao Jia Quan « Die Kampfkunst der Familie Zhao »
- 趙太祖長拳 Zhao Tai Zu Chang Quan « Zhao Tai Zu Langfaust Boxen »
Heute sind « 32 Gesten » [7] des « Langfaustboxen » in aller Munde, obwohl es ursprünglich « 36 Gesten » waren, die von Song Tai Zu aufgestellt wurden. Ihre Anzahl wurde im Nachhinein reduziert. [8]
Vergleich Ming- und Song-Dynastie
In den Zeichnungen, die Song Tai Zu zugeschrieben werden, trägt die dargestellte Person eine Hose und es ist ein gutsitzender, schmaler Hosenbund zu sehen. Der Oberkörper ist unbekleidet. Die Abbildung scheint deutlich praxistauglicher für die Ertüchtigung mit Bewegungsfreiraum im Vergleich zur Darstellung bei Qi Ji Quang zu sein. Eine Gegenüberstellung sieht wie folgt aus:
Links: Song Tai Zu Rechts: Qi Ji Guan
懶扎勢 Lan Zha Shi « faul binden Geste » 懶扎衣 Lan Zha Yi « faul die Robe binden »
« faul den Mantel/die Robe binden » hinausgehen und den Stützrahmen einnehmen, nachfolgend verändert sich die Geste mit einem plötzlichen Schritt zu der « einzelnen Peitsche » Dan Bian 单鞭.
Das entgegentreten im Angesicht des Feindes scheint ohne Courage nach vorne zu erfolgen, es herrscht Leere und Natürlichkeit mit scharfen Blicken und zweckdienlichen Händen vor. [9]
Sowohl in der Song- als auch in der Ming-Dynastie stand die Geste in einem Kontext, der nicht explizit für die Soldaten in der kaiserlichen Armee vorgesehen war.
1. Zitat von Song Tai Zu:
拳法似无预於大战之技,然活动手足,惯勤肢体,此为初,学入艺之门也。
Der Wert in den Methoden für den Faustkampf liegt nicht darin sich mit Techniken für den Krieg zu Rüsten. Es geht darum Hände und Füße in Bewegung zu halten und die Gliedmaßen des Körpers an Anstrengung zu gewöhnen. Dies stellt somit auch den Einstieg für das Studium in die Schulen der (Kampf-)Künste dar. [10]
Wenn dies für große Teile der Bevölkerung so gehandhabt wird, dann wäre es praktisch und viel einfacher, fähige Soldaten zu rekrutieren. Das sah das Kalkül der Generäle vor. Soweit der Bezug zum Militärwesen. Die Geste Lan Zha Yi wurde über die Familie Zhao 赵 bereits bis zu Kaiser Song Tai Zu überliefert. Ihr Ursprung verweist auf die Kampfkünste aus der Bevölkerung, die bereits vor der Song-Dynastie existierten. Danach erfolgte die großflächige Verbreitung über die Soldaten der Song-Armee und die fortlaufende Überlieferung innerhalb der Bevölkerung.
Lan Zha Yi in der Schlacht
Obwohl die 32 Gesten in Militärhandbüchern veröffentlicht wurden, erscheint ihre Anwendung innerhalb der Armee zunächst unpraktisch. Man stelle sich vor, eine Formation von Tausend Soldaten rückt vor und wartet auf ein Kommando wie Lan Zha Yi. Erst dann würde man die langen Gewänder binden, um kampfbereit zu sein. Dies birgt engen Bewegungsraum, insbesondere wenn Soldaten dicht aneinander stehen und mit Waffen oder Rüstung ausgestattet sind. Militärische Formationen zielen darauf ab, die gegnerische Formation abzudrängen, Reihen zu durchbrechen oder Durchbrüche zu verhindern. Das erfolgt auf engem Raum. Für Fußtritte oder Sprünge ist hier schlichtweg wenig Platz.
Treffen zwei Formationen aufeinander, kommt es zu einem Gerangel in der ersten Linie, gefolgt von einem Durchbruch auf einer Seite. Dies führt möglicherweise zu einem Getümmel, in dem jeder Einzelne mehreren Attacken aus verschiedenen Richtungen ausgesetzt ist. Ein Kommando könnte die Formation auffordern, sich geschlossen zurückzuziehen, während bei einem Durchbruch des Feindes oft Panik ausbricht. Soldaten versuchen wegzulaufen, doch die eigenen nachrückenden Reihen drängen sie nach vorne zurück. Die fliehenden Soldaten zwischen anstürmendem Feind und eigenen nachrückenden Reihen werden aufgerieben. Wenn die Panik sich über die gesamte Formation ausbreitet und der Verband zurückweicht, beginnt das Abschlachten durch die Verfolger. Die fliehenden Soldaten haben jedoch wenig Spielraum, da die nächste Formation der eigenen Armee bereits vorrückt. Ihre einzige Hoffnung ist, sich erneut den Verfolgern entgegenzustellen und auf rechtzeitige Unterstützung durch die nachrückende Formation zu hoffen.
Der richtige Blick
Die heroischen Vorstellungen aus Filmen sind weit von der Realität entfernt. Soldaten haben sich zwar in Schlachten befunden, wo mehr Raum um sie herum bestand, aber dies war nicht die Regel. In militärischen Schlachten auf offenem Feld stand das Taktieren und Drängen über Soldaten-Formationen im Vordergrund. Es gab selten ein Abschlachten bis auf den letzten Mann, da Feldherren ihre Armee nicht unnötig dezimieren wollten. Sie wollten auch nach einem Sieg noch über eine effektive Schlagkraft verfügen.
Betrachtet man die « Rüstung aus der Song-Dynastie » Song Dai Kai Jia 宋代铠甲, erkennt man keinen Mantel. Man kann sich aber gut vorstellen, dass die Bewegungsfreiheit in einer solchen Rüstung nicht optimal gewesen sein muss.
Kleider, Normen und Zeitgeist
In historischen Dokumenten zum Ende der Ming-Zeit werden tatsächlich schwarze Roben/Mäntel für Beamte oder Militärs mit höherer Weisungsbefugnis erwähnt. Diese Information findet sich auch in dem Buch « Langer Speer der Ming-Zeit – König unter den Waffen » 長鎗法選 [11] oder dem Bericht « Die Ereignisse der drei Herrschaftshäuser [12] um die Region am Fluss Liao » 三朝遼事實錄 [13]. Ähnliche Bekleidungstraditionen gab es auch in der Song-Dynastie, wie das nachfolgende Bild zeigt.
Aus dieser Betrachtung heraus wäre unsere These für die Kampfkünste innerhalb der Bevölkerung der Song-Dynastie zutreffend. Die Weiterentwicklung und Innovation von Lan Zha Yi fanden also hauptsächlich in den Familien der Bevölkerung während der nachfolgenden Zeit statt. Dies geschah zu unterschiedlichen Zeiten und wurde durch das Know-how heimkehrender Soldaten stets mit neuer Inspiration angetrieben.
Das Militär trug lediglich dazu bei, die Geste während der Song- und Ming-Dynastie über einen Zeitraum zu konservieren und möglicherweise vor dem Vergessen zu bewahren. Eine Funktion, die man in China normalerweise mehr bei den buddhistischen Kampfmönchen oder Shaolin vermuten würde. Was die heimgekehrten Soldaten in ihren Familien damit schufen, entzog sich jeglicher Einflussnahme. Die Idee zu wissen, dass heimgekehrte oder pensionierte Soldaten von sich aus ihr Nachfahren zumindest in den 32 Gesten unterweisen würden, wäre für die allgemeine Verteidigungsfähigkeit eines Landes von Vorteil. Menschen mit diesem Hintergrund lassen sich bei Bedarf leichter und effektiver in eine Armee integrieren.
Evolution von Lan Zha Yi und Taijiquan
Das Taijiquan ist heute ein Nutznießer der 32 Gesten. Wenn das Taijiquan tatsächlich zu Beginn der Qing-Dynastie (1644) entstanden ist, gab es ausreichend Zeit, Lan Zha Yi zu entwickeln. Bei genauer Betrachtung der alten Formen im Chen-Klan, die bis zur 1. Generation Chen Wang Ting (1600-1680) [15] zurückreichen, fällt auf, dass fast alle mit der Geste Lan Zha Yi beginnen. Es wäre verwunderlich, wenn neben den aus den Militärschriften von Qi Ji Guang und Song Tai Zu überlieferten Lan Zha Yi keine interne Chen-Klan Variante parallel entwickelt worden wäre. Heute ist zum Beispiel die nachfolgende Sequenz verbreitet, die in der Hauptform des Chen Taijiquan zu finden ist.
- « faul den Mantel /die Robe binden » Lan Zha Yi 懶扎衣, heute Manchmal: « den Mantel binden und wischen » Lan Ca Yi 揽擦衣
- « sechs schließen vier siegeln » Liu Feng Si Bi 六封四闭
- « einfache Peitsche » Dan Bian 单鞭
Lan Zha Yi Verändert sich
Verglichen mit dem historischen Kommentar von Song Tai Zu fällt auf, damit die alte Geste Lan Zha Yi mit dem Gesten-Bild « einzelne Peitsche » Dan Bian endet. Heute gibt es im Chen Taijiquan zwischen Lan Zha Yi und Dan Bian noch die Geste « sechs schließen, vier siegeln » Liu Feng Si Bi, weil sich über die letzten Jahrhunderte im Chen-Klan Veränderungen vollzogen haben. Durch diese Dreier-Gesten-Abfolge sehen wir ein Beispiel dafür, wohin die Veränderungen über die Zeit führen können.
Dazu kommen andere Entwicklungen, die in verschiedenen Familien ihre Entsprechung gefunden haben. Mitunter hat sich auch nur die Schreibweise verändert. Was wir heute in schriftlicher Form kennen, wurde meist durch die mündliche Lehrtradition auswendig gelernt. Sobald jedoch jemand in einer Generation lesen und schreiben konnte, war dies beim erneuten Niederschreiben anfällig für Abweichungen. Dies geschah im Taijiquan der Familie Yang, wo anstatt Lan Zha Yi heute die Bezeichnung « den Schwanz des Spatzen halten » Lan Que Wei 揽雀尾 benutzt wird.
Lan Zha Yi im Chen-Klan
Zu den ältesten bekannten Schriften aus dem Chen-Klan zählen die handschriftlichen Kopien von Chen Ji Shen 陈季甡 (1843). Darin sind Formen und ein Liedvers gelistet, die mit den Inhalten des « Faustkampf-Kanon » von Qi Ji Quang übereinstimmen. Das zeigt, dass Chen Wang Ting nicht nur die 24 Gesten aus dem « Alt imitiert neu Aufgeschrieben » Ji Xiao Xin Shu für die Ausbildung der Soldaten kannte. Er hatte sich auch mit mindestens 29 der 32 Gesten des Ming-Generals beschäftigt.
3. Zitat von Tang Hao:
„Der Qi-Klan und seine 32 Gesten aus dem „Faustkampf-Kanon » waren eine Synthese aus Altem und Neuem. Er speiste sich über 16 Kampfkunst-Methoden aus dem Volk. Man hielt an der Essenz fest und eliminierte die unbrauchbaren Inhalte. So entstand aus den 32 Gesten eine Kampfkunst-Form. Dies zielte auf die Beweglichkeit der Soldaten und ihre Fertigkeiten ab, was als « die Ursprungsquelle für die Kampfkünste » Wu Yi Zhi Yuan 武艺之源 angesehen wurde. Chen Wang Ting übernahm daraus 29 Gesten, die er in seinem Taijiquan verwendete.“ [16]
In den handschriftlichen Kopien ist in 6 von 8 Formen die Geste Lan Zha Yi enthalten. Lan Zha steht immer an erster Stelle in der Form, so wie es auch bei Qi Ji Guang arrangiert ist. In den Formenauflistungen nach Lan Zha Yi steht jetzt immer Dan Bian die « einfache Peitsche » niedergeschrieben. Bei Song Tai Zu wurde Dan Bian noch als abschließender Bestandteil von Lan Zha Yi betrachtet. Seit General Qi Ji Guang wird dagegen in den Formenauflistungen scheinbar mehr darauf geachtet, keine Gesten miteinander zu vermischen.
Wenn Gesten auf Reisen gehen
200 Jahre nach Chen Wang Ting und seinem jüngeren Bruder Chen Qian Ting hat sich Lan Zha Yi über viele Tradierungslinien im Familienverbund entwickelt. Ab der 6. und 7. Generation wurden die Traditionen nach außen an Yang Lu Chan 杨露蝉, die Familie He 和, die Familie Wu 呉 und Li weitergegeben. Damit wurde ein wichtiger Impuls gesetzt, sodass sich die Geste durch viele weitere Innovationen weiterentwickeln und verbreiten konnte. Davon profitierten die angrenzenden Gebiete von Chenjiagou, Zhaobao 趙堡 und der Kreis Bo Ai 博愛. Darüber hinaus wurden auch die weiter entfernten Regionen Yong Nian 永年 und Beijing 北京 erreicht.
Zusammenfassung
Zu diesen Übertragungsketten kam ab 1964 noch das moderne Taijiquan hinzu. Es diehnt dem sportlichen Wettkampf, der Ästhetisierung choreografischer Stilmischformen und preventiver Gesundheitsfürsorge. Das Letzte ist in China das allgegenwärtige « vereinfachte Taijiquan » Jian Hua Taijiquan 简化太极拳. In Deutschland wird es « Pekingform » genannt. All das zusammen zeigt eine unglaubliche Vielfalt an Evolutionsverzweigungen von Lan Zha Yi auf.
Am Anfang dieser Entwicklung mag Lan Zha Yi eine vorbereitende Geste innerhalb einer chinesischen Familie gewesen sein. Die Kleidung musste zurechtgerückt werden, so dass man einen Vergleichskampf beginnen konnte. In der Zwischenzeit waren viele Menschen sehr eifrig und innovativ. Aus einer Pose mit wenig Nutzen entstanden eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten für die Kampfkunst und in der Lebenspflege.
Anhand der Geschichte dieser Geste kann man ein bekanntes chinesisches Strategem-Sprichwort erkennen. Es lautet: « Die Tragbalken stehlen und die Stützpfosten austauschen » Tou Liang Huan Zhu 偷梁換柱
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28.12.2023, J. Weinbrecht
[1] Gemeint sind die Familien rund um den Ming-General Qi Ji Guang 戚繼光
[2] « Die Erforschung des Taijiquan » Taijiquan Yan Jiu 太极拳研究 von Gu Liu Xin 顾留馨, Volkssport Verlagshaus – Beijing 1964, letzte Zeile S.15 & 1. Absatz S.16
[3] Zhao Kuang Yin 赵匡胤, 927 – 976 Jhdt., Regentschaft als Kaiser Song Tai Zu ab 960
[4] « Die Erforschung des Taijiquan » Taijiquan Yan Jiu 太极拳研究 von Gu Liu Xin 顾留馨, Volkssport Verlagshaus – Beijing 1964, Kapitel-Überschrift – Die Entstehung des Taijiquan -, Ende Seite 6
[5] Als ein rumreicher General in der verstrichenen « späteren Zhou Dynastie » Hou Zhou 后周 (951-960) war er bereits unter seinem gebürtigen Namen Zhao Kuang Yin 赵匡胤 bekannt.
[6] Als General der späteren Zhou Dynastie führte er einen Putsch an kürt sich anschließend zum Kaiser der nachfolgenden Song Dynastie. Damit kann er, nach ca. 100 Jahren, auch den Rum eines Reichseiniger für sich beanspruchen.
[7] San Shi Er Shi 三十二勢
[8] Quelle: Auszug 1. Absatz von https://www.sohu.com/a/232730073_772308
[9] Quelle: Abbildungen http://www.gwtimes.com/content/details36_738.html
[10] Siehe Pdf Scans in https://ctext.org/ unter: „ Alt imitiert neu Aufgeschrieben », Schriftrolle 14 記效新書卷十四,明 戚繼光 撰,拳經捷要篇第十四,Ming Dynastie, geschrieben von Qi Ji Guang,Wesentliche Punkte des „Faustkampf-Kanon » Quan Jing 拳經 Kapitel Nr. 14 , Ab Spalte 5 -> Fassung aus dem Wu Bei Zhi 武備志 (ca. 1627), hier wird auf die Aussage von der Quelle bei Song Tai Zu verwiesen.
[11] Verfasst von Shaolin Mönch Cheng Zong You 程宗猷, ISBN-13: 9783754377765, Verlag: Books on Demand, Erscheinungsjahr: 2022, Seite 33, Zeile 3
[12] Die aneinander grenzenden Parteien sind das China der Ming Dynastie, Korea und die 大金 Da Jin – Dynastie angeführt von奴兒哈赤Nurhaci mit einer Allianz von Nomadenstämmen die 15 Jahre später in China die Qing Dynastie begründen
[13] San Chao Liao Shi Shi Lu 三朝遼事實錄 von Wang Zai Jin 王在晉 aus dem Jahre 1638, Ein Reprint von 1930 und Teilübersetzung liegt am Institut für Bewegungskunst in Nürnberg vor
[14] Quelle: http://www.guoxue.com/?p=12395
[15] Die Lebensdaten sind geschätzt. Es gibt nur eine Aktennotiz aus dem Kreis Wen von 1641 die ihn als Kommandant einer lokalen Ming Armee erwähnt.
[16] « Die Erforschung des Taijiquan » Taijiquan Yan Jiu 太极拳研究 von Gu Liu Xin 顾留馨, Volkssport Verlagshaus – Beijing 1964, S.181, 2. Absatz, 2. Zeile