Taijiquan spielen sagt man in den Taijiquan-Familien in China. Als ich dies das erste Mal gehört hatte, glaubte ich, etwas nicht richtig verstanden zu haben.
Erwachsene Menschen sind bereits durch vielerlei Einflüsse vorgeprägt. Ihnen fällt es in der Regel schwer, kindliche Eigenschaften wie spielerische Neugier, Fantasie und Unvoreingenommenheit an den Tag zu legen. Für die Entwicklung der geistigen und körperlichen Beweglichkeit oder für die Veränderung von Verhaltensmustern spielen diese jedoch eine wichtige Rolle. Daher ist es naheliegend, auch an die kindlichen Eigenschaften des Einzelnen zu appellieren. Es schafft Wege die zu mehr Natürlichkeit und Veränderung seines Wesens führen können.
Lebenspflege
Taijiquan ist aus der Lebenspflege-Kultur in China hervorgegangen. Hier existieren seit jeher in vielen Familien über Generationen hinweg die unterschiedlichsten Bewegungspraktiken. Einige davon sind bei uns unter Bezeichnungen wie Taijiquan oder Qi Gong bekannt. Daraus können wir ableiten, dass chinesische Kinder in vielen Familien seit alters her bereits ab 6 Jahren gezielt oder sporadisch Taijiquan geübt haben. In frühen Jahren vollzog sich dies durch einfaches Nachahmen dessen, was die Eltern, Verwandte und andere Kinder taten. Bis vor der Kulturrevolution, um 1966, wurden die Kinder zu den besten Taijiquan-Lehrer in der Familie geschickt. Ziel war es eine bestmögliche Ausbildung zu erhalten. So kam es, dass bei einem Meister mehrere Kinder jeden Tag auftauchten, um alleine, mit anderen Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen zu lernen.

In der Geschichte von Chenjiagou, wo das Taijiquan der Familie Chen herkommt, werden dazu Persönlichkeiten wie Chen You Ben oder Chen Li Xian genannt. Wir sehen also, dass es im sozioökonomischen Habitat der Dörfer bereits seit Jahrhunderten völlig normal war, Kinder in Taijiquan zu unterrichten. Die Methoden und ausgefallenen Kniffe, die hier zur Anwendung kamen lassen jeden Pädagogen bei uns hellhörig werden.
- Neue Kinder erhalten hilfe durch andere Kinder.
- Das Gefühl und die Sensibilität für Vorbilder entwickelt sich in der Gruppe mit gemischtem Alter frühzeitig.
- Gruppendynamisches Ziel – alle wollen ausgezeichnete Taijiquan-Meister werden.
- Das Miteinander und nicht Gegeneinander wird gefördert.
- Gemeinschaftssinn für Familientradition und Kultur wird gelebt.
- Umgangsformen und Respekt vor den Älteren erhält gelebte Substanz. Die Kindespietät vor den Eltern und Vorfahren entwickelt sich.
Wunsch und Wirklichkeit
Viele dieser Dinge sind auch in einer modernen Welt wünschenswert. Ist bei uns in Deutschland ein neuer Trend in aller Munde, dauert es nicht lange, bis auch an die Kinder ein plüschiges Pendant dazu herangetragen wird. Rückblickend erinnern wir uns an Programme wie Kinder-Tai Chi oder Zumba für Kinder. Es gab blühende Fantasien der Erwachsenen in westlichen Ländern, die seit den 90er Jahren dafür gesorgt haben, spezielle Programme aufzusetzen. Allerdings funktionierten diese meistens nur temporär und konnten sich nicht in dem erhofften nachhaltigen Sinne entfallten. Ein Blick auf die Zusammenhänge in der chinesischen Kultur und deren Rahmenbedingungen kann aber helfen, zukünftig manches besser zu gestalten.
21.02.2025, J. Weinbrecht
Drei Zugpferde – Taijiquan und Kids Teil 2
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